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Sueddeutsche Zeitung

Sueddeutsche Zeitung 10-12-2008
Reinhard J. Brembeck

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Wunderbar, wie Asperen das Spannungsfeld zwischen italienischen Einflüssen und sich formendem französischem Nationalstil auslotet, wie er die Klangherbheiten nicht kaschiert, sondern pointillistisch in den Raum stäubt.
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Treppensturz

Bob van Asperen lotet Louis Couperins Cembalomusik aus

Von einem Souper bei einer der berühmtesten Kurtisanen in Paris heimgekehrt, stürzte Lautenist Charles Fleury, Sieur de Blancrocher im November 1652 die Treppe hinunter und starb wenig später. Ein bedauerlicher Unfall, der allerdings seine Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen hat. Denn Blancrochers Tod hat den Augenzeugen Johann Jakob Froberger zu einem seiner stärksten Stücke inspiriert, dem „Tombeau fait à Paris sur la mort de monsieur Blancherocher”. Aber auch der notorisch unterschätzte Louis Couperin, Onkel des berühmteren François Couperin, schrieb ein Tombeau für den Freund: eine seelenvolle Trauermusik, die die Linien in gebrochenen Schnörkeln auflöst, die die Harmonien wie absichtslos hingestreut – zögernd beschworene Erinnerungssplitter.

Bob van Asperen spielt das Stück bei seiner zweiten Louis Couperin-CD (Aeolus) auf einem französischen Cembalo des 17. Jahrhunderts in einer harten italienischen Stimmung, wie sie ideal ist für eine Zeit, die durch die Italienisierungsbestrebungen des Kardinals Mazarin geprägt wurde. Wunderbar, wie Asperen das Spannungsfeld zwischen italienischen Einflüssen und sich formendem französischem Nationalstil auslotet, wie er die Klangherbheiten nicht kaschiert, sondern pointillistisch in den Raum stäubt.

Reinhard J. Brembeck

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