Im Sommer 2013 gab Daniel Beckmann ein fulminantes Konzert im Freiburger Münster. Jetzt legt der 1980 geborene Mainzer Domorganist das komplette Schaffen Robert Schumanns für Pedalflügel oder Orgel auf CD vor. Eingespielt wurde die bei Christoph Martin
Frommens Top-Label Aeolus erschienene Scheibe an einem frühromantischen Instrument: an der von Bernhard Dreymann 1837 vollendeten Orgel der Mainzer Kirche St. Ignaz. In unseren Tagen wurde sie von der namhaften Bautzener Werkstatt Eule subtil restauriert.
Von Beginn an zeigt Beckmann, der in Detmold ausgebildete Weinberger- Schüler, dass er genau weiß, wie deutsche Orgelromantik zu klingen hat. Kundig genutzt wird bei der Interpretation der drei Schumann-Zyklen von 1845 der Grundstimmenvorrat (Acht-
Fuß-Register) des zweimanualigen, sich dem Betrachter als Augenweide präsentierenden Instruments. Wärme und Ausdruck erfüllen die Musik, die gerade bei den sechs Studien in kanonischer Form wunderbar Polyphonie und Poetisches verbindet. Bei diesen romantischen Kanons unterstreicht der Liedgroßmeister Schumann sein eminentes Melos-Potenzial: Der Interpret bietet die Resultate als Exempelmit Ohrwurm-Qualitäten. Aus den vier Skizzen sprechen Scherzo-Anleihen. Galten Schumanns Kanons und Skizzen dem Pedalflügel, jener Fußnote des Instrumentenbaus, so sind die B-A-C-H-Fugen tatsächlich der Orgel zugedacht. Ob ruhiger stile antico, Motorik oder finale Doppelfuge: Beckmann gestaltet sie sehr schön. Die lebhafte F-Dur-Fuge (Nr. 5) gerät zum Kabinettstück. Andernorts wird erinnerlich, dass es Steigerungsfugen bereits vor Max Reger gibt. Selbst Volumen und Kraft artikulieren sich bei Daniel Beckmann ganz nach Maßgabe der Romantik. Eine CD als Lehrstunde zum Thema Schumann auf der Orgel.