Amaryllis Dieltiens singt "Fare la nina na"
Ein sehr schönes und stimmungsvolles Album mit Weihnachtsmusik des italienischen Frühbarock, gesungen von der belgischen Sopranistin mit dem anmutigen Namen Amaryllis Dieltiens und begleitet von dem kleinen feinen, von Cembalist und Organist Bart Naessens geleiteten sechsköpfigen Ensemble "Capriola di gioia".
Der besondere Reiz - neben der bestechend lebendigen und zugleich einfühlsamen Interpretation - liegt in der erlesenen Auswahl von insgesamt 16 Stücken: Zu hören sind Lieder anonymer Meister, die in der Volksmusik verwurzelt sind, neben Werken führender Komponisten ihrer Zeit, wie Frescobaldi, Monteverdi, Cavalli, Carissimi und Girolamo Kapsberger. Zarte Wiegenlieder, die an der Krippe fürs Jesuskind gesungen werden, folgen auf fröhliche Hirtengesänge zur Huldigung des Neugeborenen oder auf prächtige Marienmotetten. So bildet diese abwechslungsreiche CD mit Stücken rund um die Weihnachtsgeschichte zugleich das musikgeschichtlich so ereignisreiche Italien des 17. Jahrhunderts ab mit seinen Musikzentren Venedig und Rom. Zwölf Vokalsätze wechseln mit vier Instrumentalstücken (für Orgel oder Laute), die Besetzung umfasst Flöten, Viola da Gambe, Theorbe, Laute, Cembalo und Orgel.
Die eigentliche Entdeckung ist die junge belgische Sopranistin Amaryllis Dieltiens mit einer Stimme zum Dahinschmelzen schön: schlank, klar und gradlinig geführt, ohne Schnörkel und nahezu vibratolos - ganz im Stil der frühbarocken Gesangsästhetik, einzig leichte Bebungen oder geschmackvoll verwendetes messa di voce beleben den Ton an entscheidenden Textstellen. Ansonsten spürt ihr sanfter, warm-timbrierter und enorm modulationsfähiger Sopran den wechselnden Affekten der weihnachtlichen Texte mit einer unaufgeregten Natürlichkeit nach. Manches Lied setzt sie dabei mit einer Innigkeit in Szene, als würden wir für kurze Zeit heimliche Zeugen jenes entrückten Moments, da Maria ihr Kind in den Schlaf singt - "Ninna, nanna", "Schlaf, Kindchen, schlaf".