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Mátyás Kiss
hifistatement.net-30-03-2011
Wunderbarer Klang der Originalinstrumente, vor Lebendigkeit sprühende Aufführungen.

Den Namen Molter haben Sie vielleicht schon einmal im Zusammenhang mit einem Trompetenkonzert gehört, aber dass er überaus farbige Orchesterklänge zwischen Galanterie und Frühklassik gezaubert hat, geht erst aus dieser abendfüllenden Programmfolge hervor.

Das ohne einen Dirigenten aufspielende Main-Barockorchester Frankfurt scheint sich auf vernachlässigte Komponisten mit dem Vornamen Johann spezialisiert zu haben: Nach Werkschauen von Johann Friedrich Fasch und Johann Wilhelm Hertel hat es sich den wie der große Bach aus der Gegend um Eisenach stammenden Johann Melchior Molter (1696-1765) vorgenommen – mit bestrickendem Ergebnis.

Die Ouvertüre (Orchestersuite) in C-Dur bietet gegenüber Telemann, dem Großmeister dieser Form, wenig Neues, sorgt aber wie das folgende Trompetenkonzert für festlich-niveauvolle Unterhaltung. Andere, wirklich originelle Töne schlägt die titelgebende Sonata grossa in g-Moll an: eine Synthese aus Sonate, Suite und Orchesterkonzert, die mit der Ouvertüre nur Äußerlichkeiten – die Fünfsätzigkeit und die Besetzung mit Streichern, Oboen und Basso continuo – gemeinsam hat. Hier ist Molter so sehr in seinem Element, dass man gerne mehr aus dieser Werkgruppe gehört hätte. Aber auch das Vivaldi nahestehende Violinkonzert in F-Dur mit dem Konzertmeister Martin Jopp als Solisten vermag, wie das Orchesterkonzert in der gleichen Tonart, unsere Aufmerksamkeit sogleich zu fesseln, da es bis ins stilistische Detail von Molters 1719 angetretener erster Italienreise und der Begegnung mit den großen Geigerkomponisten jener Zeit profitiert. Kein Wunder, dass Molter von dem in Karlsruhe residierenden Markgrafen Carl Wilhelm zum badischen Hofkapellmeister berufen wurde.

Die Sinfonia ist keine aus dem Orchestergraben eines Opernhauses stibitzte Ouvertüre mehr, sondern macht sich mittels rudimentärem Themendualismus schon in Richtung Sonatensatz auf den Weg. Das ausgedehnte Andante, das wirklich „gehend“ gespielt wird, also stetig vorwärts drängt, bildet den musikalischen Schwerpunkt der Sinfonie, die mit einem knappen, heiteren Kehraus endet.

Wunderbarer Klang der Originalinstrumente, vor Lebendigkeit sprühende Aufführungen.

Interpretation 100%

Repertoirewert 95%