Luigi Boccherini (1743-1805)
Stabat mater
Amaryllis Dieltiens
Capriola Di Gioia
Luigi Boccherini (1743-1805) : |
Stabat mater (1781 version) [G 532] |
Sonata für Cembalo und Violine B-Dur [op. 5,1] |
Se non te moro allato (Aria Accademica con violini, viola e basso) [G 545] |
Deh respirar lasciatemi (Aria Accademica con violini, viola e basso) [G 546] |
Amaryllis Dieltiens, Sopran
Capriola Di Gioia
Dmitry Sinkovsky, Violine
Annelies Decock, Violine
Kaat De Cock, Viola
Catherine Jones, Violoncello
Hendrik-Jan Wolfert, Kontrabaß
Bart Naessens, Orgel b.c.
Bart Naessens, Cembalo
Gesamtspielzeit: 1:8 (h:m)
Booklet: 36p., Englisch Deutsch Französisch
Bestell-Nr. AE 10063
EAN 4026798100636
Produktkategorie: SACD
Veröffentlichungsdatum: 22.09.2012
- play_circle_outline Stabat mater
- play_circle_outline Eja mater
- play_circle_outline Fac me plagis
- play_circle_outline Presto
- play_circle_outline Deh respirar lasciatemi
„Brillante Sängerin ... eine schlanke, gerade geführte und durch dezentes Flatée belebte Stimme ... echte 'Singe-Kunst' “ schwärmte Alte-Musik-Papst Bernhard Morbach vom Kulturradio RBB anläßlich von Amaryllis Dieltiens' Debüt bei AEOLUS im Jahr 2011. Mit ihrem eigenen Ensemble Capriola Di Gioia präsentiert Dieltiens jetzt ein zutiefst berührendes „Stabat mater“ in Boccherinis Ursprungs-Fassung von 1781.
Mit der Verwendung einer Continuo-Orgel zusätzlich zum Streichquintett setzt das Ensemble einen eigenen Akzent, was den Klang gebundener und sakraler macht. Zwei weltliche Sopran-Arien und eine dynamische Sonate für Cembalo und Violine runden das Programm ab und zeigen, daß Boccherinis Musik auch abseits der berühmten Streichquartette und -quintette viel zu bieten hat. Von Pieter Dirksen stammt der lesenswerte Begleittext, und AEOLUS liefert dazu eine audiophile SACD-Aufnahme in Stereo und Surround-Klang.
Super Audio CD (SACD) Information
Diese 'Hybrid' Super Audio CD spielt in allen CD-Spielern und SACD-Spielern.
CD Audio: Stereo
SACD: Stereo High Resolution + Multichannel Surround High Resolution
Rezensionen zu “Boccherini: Stabat mater”
Kulturradio rbb Bernhard Morbach, 21.02.2013 :
Luigi Boccherini: Stabat mater
Hier begegnen einander eine geniale Komposition, hervorragende Musiker und eine brillante Aufnahmetechnik.
Bewertung: großartig
Text und liturgischer Ort
Die mittelalterliche Dichtung reflektiert im Gebet das Leiden der Mutter Christi am Fuß der Kreuzes. Der bildreiche und hochdramatische Text hat Komponisten aller musikgeschichtlichen Epochen zu tief bewegenden Vertonungen inspiriert. In seiner einstimmigen (gregorianischen) Grundgestalt hat das Stabat mater seinen liturgischen Bestimmungsort in Messe am Fest der Sieben Schmerzen Mariae (15. September). Seit 1727 wurde dies am Freitag nach dem Passionssonntag (zweiter Sonntag vor Ostern) gefeiert, was jedoch durch 2. Vatikanische Konzil wieder rückgängig gemacht wurde. Sämtliche Vertonungen des Stabat mater seit der Barockzeit können für sich durchweg einen »L’art pour l’art-Status« beanspruchen.
Eine Komposition im "Hochrisiko-Bereich"
Giovanni Battista Pergolesis Vertonung (1736) wurde innerhalb kürzester Zeit europaweit berühmt und geriet eigentlich nie in Vergessenheit. Jeder Komponist der Folgezeit begab sich automatisch in einen Wettbewerb mit Pergolesi. Möglicherweise wollte sich Boccherini dadurch, dass er eine Komposition nur für Solo-Sopran, Streicher und Basso continuo schuf, von Pergolesi (Solo-Sopran und -Alt) absetzen. Diese ursprüngliche Fassung, die die Einspielung präsentiert, komponierte Boccherini 1781, als er im Dienst des spanischen Infanten stand. Eine zweite des Jahres 1800 sieht eine Besetzung für drei Singstimmen vor.
Ausdruck und interpretatorischer Nachvollzug
Boccherini, dessen Musiksprache noch barocke, aber natürlich auch sehr viele »aktuelle« Elemente in sich birgt, verweigert sich dem Grundaffekt der Passionsdichtung durchaus nicht. Allerdings gründet er Dramatik und Expressivität der Textgestaltung auf eine durchweg anmutige Melodik. Diese geradezu »einzigartig wehmütige Schönheit und Ausdrucksstärke« (Michael Wersin, Reclam 2006) vermag die Interpretation höchst eindrücklich zu entfalten, was natürlich vor allem der Gestaltungskraft er Sängerin geschuldet ist. Sie vermeidet jegliche emphatische Geste, die der Text zwar nahelegen, die jedoch die Anmut der Melodie zerstören würde. Amaryllis Dieltins vertraut in ihrer Zurückhaltung auf die spezifische Ausdruckskraft der Musik, die genuin im Kompositorischen verwurzelt erscheint.
Klangkultur auf höchstem Niveau
Das Ensemble liefert eine solistische Besetzung des Streicherparts, wodurch auch ohne jegliche aufnahmetechnische Manipulation eine ideale Balance zwischen Vokalem und Instrumentalem hergestellt wird. Der interpretatorische Grundansatz in letzterem Bereich korrespondiert mit dem verwendeten historischen Instrumentarium (Darmbesaitung, Mensur und Bogen): die Töne haben grundsätzlich eine »gerade« Klanggestalt und erfahren eine Belebung durch die historisch verbürgte Manier des Flaté (Bebung). Vibrato wird (gelegentlich) als Ornament eingesetzt. Diese Interpretationsästhetik ist sowohl für den Bereich des Instrumentalen als auch des Vokalen verbindlich. Dass es notwendig ist, eine solche »Einheit« herzustellen, erhellt aus vielen Lehrschriften des 18. Jahrhunderts. Nicht nur in dieser Hinsicht ist die vorliegende Einspielung als beispielhaft zu bezeichnen, denn hier begegnen einander eine geniale Komposition, hervorragende Musiker und eine brillante Aufnahmetechnik.
Bernhard Morbach, kulturradio
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AE-10063_rbb_21_02_2013.jpg 440,90 kB
Rondo Michael Wersin, 23.02.2013 :
Endlich wieder einmal eine Neueinspielung des herzzerreißend schönen „Stabat Mater“ von Luigi Boccherini, genauer gesagt der ersten Fassung dieses Kleinods in der Minimalbesetzung von einem Sopran plus Streichquintett. Und, wie erfreulich, es ist sogar eine ganz besonders gelungene Interpretation: Die belgische Sopranistin Amaryllis Dieltiens geht weitaus lockerer und souveräner mit dieser eigentlich ja ungeheuer dankbaren, aber aufgrund der teils unbequemen Lage doch auch fordernden Partie um als vor zehn Jahren Roberta Invernizzi. Letztere knödelte sich bei ihrer Einspielung mit „L’Archibudelli“ (Sony) teilweise recht mühsam durch die Partitur.
Ganz anders Frau Dieltiens: Wo es expressiv in die Höhe geht, schwingt ihre Stimme so frei aus wie diejenige eines Vögelchens im Frühling, und wo Tiefe gefordert ist, setzt sie beherzt ihr Brustregister ein, ohne hernach im allzu körperhaften Klang steckenzubleiben. Berückend ist zudem die Intimität der Darbietung: Boccherinis Kantilenen offenbaren sich als Medium einer tief empfundenen Hingabe an den Gegenstand (die Meditation der Schmerzen Marias unter dem Kreuz ihres Sohnes) mit Verzückungspotential. Das Streichquintett „Capriola di Gioia“ schafft dafür nicht nur einen wohltönenden Hintergrund, sondern erkundet sensibel die latente Polyphonie von Boccherinis eindrucksvoller Komposition. Ein wirklich mitreißendes musikalisches Erlebnis ist also dem Hörer dieser CD gewiss.
Michael Wersin, 23.02.2013
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AE-10063_Rondo_23_02_2013.jpg 212,51 kB