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Langensteinbach (Karlsbad), ev. Ludwigskirche

Langensteinbach

Langensteinbach (Karlsbad), ev. Ludwigskirche

Die Orgel der Langensteinbacher Ludwigskirche ist ein Werk des seinerzeit in Rastatt ansässigen Orgelbauers Johann Ferdinand Balthasar Stieffell (1737 – 1818), der seine Ausbildung bei Johann Philipp Seuffert in Würzburg und Johann Andreas Silbermann in Straßburg erhalten hatte. Sie wurde 1786 erbaut und stand ursprünglich in der Rokokokapelle des Karlsruher Schlosses.

Stieffell lieferte über den Vertrag hinausgehend und auf eigene Kosten vier zusätzliche Register (Rohrflöte und Clairon 4' im Hauptwerk sowie Fagot Baß 8', Flutt Baß 4' im Pedal). Für eine 16'-Zunge in voller Länge gab es in der Höhe nicht genügend Platz. Offenbar waren die Auftraggeber sehr zufrieden mit dem Resultat, denn Stieffel durfte fortan den Titel „Bürger und Hoforgelmacher in Rastadt“ tragen. Nach dem Tod ihres Vaters Ferdinand haben vermutlich seine drei Söhne die Pflege der Orgel übernommen.
Ein erster Eingriff in die Substanz des Werkes erfolgte 1838 durch den derzeitigen Hoforgelmacher Louis Voit aus Durlach.
Den sich im Lauf der Zeit ändernden Ansprüchen konnte das Instrument in den darauffolgenden Jahren jedoch nicht mehr gerecht werden, weshalb Louis Voits Sohn Heinrich 1871 ein neues Instrument für die Schloßkapelle baute. Die Stieffell-Orgel nahm er in Zahlung und konnte sie noch im selben Jahr durch Vermittlung des damaligen Hoforganisten Andreas Barner an die evangelische Gemeinde im 20 km entfernten Langensteinbach verkaufen und in der dortigen Ludwigskirche aufbauen. Die Wirren des zweiten Weltkriegs hat die Stieffell-Orgel dort glücklicherweise nahezu unversehrt überstanden, im Gegensatz zu ihrer Nachfolgerin in der Schloßkapelle, die leider bei Bombenangriffen auf die Stadt Karlsruhe im September 1944 zerstört wurde.
Schaden nahm die Stieffell-Orgel allerdings 1951, als unter Aufsicht des damaligen Orgelsachverständigen Wilhelm Rumpf ein schwerwiegender Eingriff durch die Firma E.F.Walcker aus Ludwigsburg erfolgte. Die mit Nachkriegsmaterialien ausgeführten Arbeiten waren derart unsolide, daß die Orgel  bereits 1971 wieder dringend reparaturbedürftig war. Die fälligen Restaurierungsarbeiten unternahm 1975 die Firma Peter Vier. Die Spielanlage mit Spielschrank konnte nun im Stieffellschen Sinne rekonstruiert und die originale Disposition wieder hergestellt werden.
Die jüngste Restaurierung der Orgel, 2009 vollendet durch die Firmen Andreas Schiegnitz und Martin Vier, führte das Instrument nochmals ein Stück weiter in seinem Originalzustand zurück, vor allem was die Intonierung des Pfeifenwerks, die Wiederherstellung der Spielmechanik anhand historischer Vorbilder und die vollständige Rückführung zu den originalen Mensuren betrifft, die in den fünfziger Jahren durch das Umstellen von Pfeifen und die Änderung der Stimmtonhöhe nicht unerheblich modifiziert worden waren. Zudem erhielt die Orgel eine neue, aus drei Einzelbälgen  bestehende  Keilbalganlage nach historischem Vorbild.
Seitdem muß die Langensteinbacher Orgel als das bedeutendste Klangdenkmal des Orgelbaus im ausgehenden 18. Jahrhundert im Badischen Raum gelten. Dort bezeichnet man sie seitdem auch liebevoll als die „badische Perle“.



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