Er hat Instrumente gesammelt und sich selbst gern als Musiker porträtiert: der große Maler Rembrandt war auch ein großer Musikliebhaber. Was aber hat er damals gehört? Der Cembalist Bob van Asperen liefert eine Antwort – und einen gelungenen musikalischen Auftakt zum Rembrandt-Jahr.
Er hat sich gern selbst porträtiert. Und immer wieder auch als Musiker: als junger Sänger, über ein Stimmbuch gebeugt; als Blockflötenspieler an einer festlichen Hochzeitstafel; oder beim häuslichen Musizieren, mit einer Harfe in der Hand. Rembrandt war nicht nur einer der bedeutendsten Maler des Barock, sondern hatte offenbar auch eine Schwäche für die Musik. Er sammelte Instrumente, zeichnete Dutzende von Geigen, Schalmeien, Drehleiern. Und auch in seinem Freundeskreis scharte er eine Reihe professioneller Musiker um sich. Da liegt die Frage nahe: Welche Musik hat Rembrandt gehört?
Mit seiner neuen CD gibt der Amsterdamer Cembalist Bob van Asperen eine mögliche Antwort. Pünktlich zum 350. Todestag des Malers in diesem Jahr hat er eine „Playlist für Rembrandt“ zusammengestellt - so der Titel der CD. 27 Cembalo-Tracks umfasst diese Playlist, große Namen wie Froberger, Kerll oder Scheidemann sind darin vertreten, und natürlich der alles überragende Jan Pieterszoon Sweelinck, der als Organist an der Oude Kerk das Musikleben Amsterdams über Jahrzehnte hinweg prägte.
Zu Rembrandts Lieblingskomponisten dürften aber auch heute unbekannte Namen gehört haben - wie der Amsterdamer Organist Anthoni van Noordt, der Theatermusikant Cornelis Thymenszoon Padbrué aus Harlem, den Leidener Lautenist Joachim van den Hove. Sie steuern ebenso Lokalkolorit zu dieser Playlist bei wie eine Reihe populärer niederländischer Lieder, die die Spatzen damals von den Dächern pfiffen - und die Glockenspiele von den Kirchtürmen.
Bob van Asperen hat all das liebevoll ausgesucht und bei Bedarf für Cembalo transkribiert, und im Booklet verweist er bei jedem Stückchen auf ein thematisch verwandtes Rembrandt-Bild und erzählt die passende Geschichte dazu: wie Froberger in den Niederlanden überfallen wurde und dies in seinem Lamento tränenreich beklagt; oder in welcher Theateraufführung, bei welchem geselligen Abend Rembrandt dieses oder jenes Lied gehört haben dürfte. Und dann setzt sich Bob van Asperen ans Cembalo und spielt – nein, er spielt nicht einfach, er gestaltet, er bringt jedes kleine Juwel zum Leuchten und erweckt en passant eine ganze Epoche zum Leben, mit plastischer Artikulation, fantasievollen Verzierungen und der ganzen Souveränität einer fast 50jährigen Solistenkarriere.
Aufgenommen hat Bob van Asperen die CD im Amsterdamer Rijksmuseum, das nicht nur die weltweit größte Rembrandt-Sammlung beherbergt, sondern auch dieses Instrument: ein prachtvolles Cembalo aus der Werkstatt von Petrus Joannes Couchet, gebaut 1669 in Antwerpen und hundert Jahre später auf zwei Manuale erweitert. Mit seinem kraftvoll klaren Klang und seinen funkelnden Farben bietet es die idealen Voraussetzungen für das Gipfeltreffen der beiden Großmeister Rembrandt und van Asperen. Ich bin mir fast sicher: Hätte Rembrandt ein Handy gehabt, er hätte diese Playlist sofort heruntergeladen und sich beim Malen davon inspirieren lassen…
Thorsten Preuß