BR Klassik
BR Klassik-26-juli-2009-2259
François Couperin - Schwung und Herbheit

Wie Bach entstammte Couperin einer Dynastie von Musikern. Sein musikalischer Genius muß sich früh gezeigt haben: Als sein Vater, Inhaber des Organistenamts an der Kirche Saint Gervais, stirbt, garantiert man dem elfjährigen François das Recht der Nachfolge, sobald er volljährig ist. Schon mit seiner ersten veröffentlichte Komposition liefert der junge Mann ein Meisterstück: Mit den "Pièces d’Orgue" von 1690, einem Gipfelwerk der gesamten barocken französischen Orgelliteratur. Das Buch besteht aus zwei sogenannten Orgel-Messen, also aus den instrumentalen Umrahmungen und Zwischenspielen, die zu Couperins Zeit im Gottesdienst die gesungenen gregorianischen Melodien des lateinischen Meß-Textes festlich einfaßten. Zwei solcher Messen hat Couperin hier vorgelegt, eine prunkvolle, festliche "für den Gebrauch der Pfarreien" und eine "für den Gebrauch der Klöster" in zarteren, intimeren Tönen. Der junge belgische Organist Serge Schoonbroodt spielt sie beide bestechend plastisch und konturiert, mit viel tänzerischem Schwung und mit Gespür für die feine Poesie von Couperins Musik genauso wie für ihre wunderbaren herben Untertöne – und schöpft damit voll aus, was ihm sein Instrument, die historische Jean-Eustache-Orgel der Kathetrale Notre-Dame in Le Puy-en-Velay von 1692 bietet an leuchtenden Farben und kraftvoller Erhabenheit.