Pizzicato
Robert-Jan Erde
Pizzicato-06-12-2020-5658
Der Trompeter Ádám Rixer, der Organist Maurice Clement und der Tonmeister Christoph Martin Frommen haben ein musikalisches Referenzwerk kreiert, das insbesondere für die Werke des 20. und 21. Jahrhunderts seinesgleichen sucht.

Eine herausragende CD mit vielen Bezügen zu Luxemburg ist auf dem hart umkämpften Markt erschienen. Der Trompeter Ádám Rixer, der Organist Maurice Clement und der Tonmeister Christoph Martin Frommen haben ein musikalisches Referenzwerk kreiert, das insbesondere für die Werke des 20. und 21. Jahrhunderts seinesgleichen sucht.

Eine unvergleichbare Schönheit und organische Ausgewogenheit des singenden Klanges der beiden musikalischen Partner ergreifen den Zuhörer sofort, entfalten sich aber erst vollständig, wenn die Raffinessen des mitkodierten Raum-Klanges wiedergegeben werden können.

Der Titel Spiritual Quest bezieht sich auf ein Werk des dieses Jahr von den ICMA (International Classical Music Awards) mit dem Composer Award ausgezeichneten Luxemburger Komponisten Ivan Boumans, das speziell für diese Einspielung komponiert wurde. Diese spirituelle Suche, unter anderem auch nach dem Sinn des Lebens, dem Umgang mit Gefühlen wie Glück, Trauer, Hoffnung, Verzweiflung oder Schicksalsschlägen, unvermeidlichen oder unaufhaltsamen Lebensveränderungen, finden sich aber in allen für diese Aufnahme ausgewählten Werken.

Jede dieser Kompositionen zeigt auch einen direkten oder indirekten Bezug zum genialen Werk von Charles Ives: ‘The Unanswered Question’. Darin symbolisiert die Trompete nämlich (laut Ives) die ewige Frage nach der Existenz und die anderen Instrumentengruppen die Jagd nach der unsichtbaren Antwort oder der ungestörten Einsamkeit.

Letztlich aber erzählt Rixers Trompete auf dieser CD in einem wunderbaren Dialog mit der Orgel Lebensgeschichten, die buchstäblich unter die Haut gehen und emotionale Regungen hervorrufen.

Die kristallklare und kontrapunktische Stimmführung der wunderbar registrierten Schuke-Orgel der Luxemburger Philharmonie Luxemburg ermöglichen eine präzise Nachverfolgung jeder einzelnen Stimme und Phrase.

Eine solche außergewöhnliche Klarheit der musikalischen Sprache lässt beim Zuhörer ein quasi Ton-Theater oder -Kino entstehen, das durch sanfte Führung der Gefühle ergänzt und unterstützt wird.

Die Verstärkungsfaktoren wie perfekte Pulsation, Ausgewogenheit der Dialoge, Auswahl der Tonfarben, erzählerische Dramaturgie, absolute Beherrschung der kompliziertesten Rhythmen, Präzision der Melodieführung, außergewöhnliche Transparenz der Sprache, organische Selbstverständlichkeit der Phrasierung oder musikalischen Gedanken, passende kontemplative Erzählung, helfen unbemerkt dem Zuhörer diese ‘Spirituelle Suche’ fortzuführen.

Die wunderbare und sich der jeweiligen musikalischen Situation anpassende Klangfarbe der Trompete zeigt auch, dass die absolute Identifizierung mit diesem Instrument die schönste Musik aus allen Passagen hervorzaubert, seien sie auch technisch fast unspielbar.

Die Innigkeit der Interpretation und die Hingabe der beiden Musiker resultieren in einer vollkommenen Verschmelzung mit den ausführenden Werken. Das Künstlerische wandelt sich so ins Humane, die Musik entfaltet eine direkte Beziehung zu dem Menschen – eine perfekte, nonverbale und direkte Kommunikation.