[Musik: Concerto à Flauto solo e Basso F-Dur - Allegro]
Hier macht das Zuhören richtige Freude – und neugierig auf mehr! Andreas Böhlen, Blockflöte, Michael Hell, Cembalo, Daniel Rosin, Violoncello, und Pietro Prosser, Laute, haben gerade den ersten Satz aus Giuseppe Sammartinis Flötenkonzert F-Dur gespielt. Dieses und alle weiteren Stück auf ihrer neuen CD stammen aus einem Manuskript, das in der Bibliothek von Parma liegt. Komponiert hat sie Sammartini noch vor seiner Abreise nach London 1728 – dort macht er Karriere als Oboist und Komponist und arbeitet mit Georg Friedrich Händel zusammen. Und er bleibt bis zu seinem Lebensende in London. Der Musikhistoriker Charles Burney beschreibt ihn als „celebrated“ – also „gefeiert“ und rühmt seine Musik als „full of science, originality and fire“ - „voller Fähigkeiten, Originalität und Feuer“. Das gilt aber auch schon für seine Flötensonaten, die noch in Italien entstanden sind.
[Musik: Sonata à Flauto solo, e Basso B-Dur - Adagio]
Ausdrucksvolle Musik von Giuseppe Sammartini: das Adagio aus der Flötensonate B-Dur, gespielt von Andreas Böhlen und Michael Hell. Andreas Böhlen ist nicht nur Flötist, sondern auch Jazz-Saxophonist – und wenn man genau hinhört, merkt man das auch, leichte Abweichungen bei Läufen, kleine Unregelmäßigkeiten, die er ganz gezielt einsetzt. Das wirkt dann fast wie improvisiert und dadurch bekommt die Musik eine spürbare Leichtigkeit.
Blockflötenmusik muss zu Giuseppe Sammartinis Zeit in Italien extrem beliebt gewesen sein. Und fängt man an, sich ein bißchen genauer zu informieren, dann tauchen unzählige Komponistennamen auf, die alle für dieses Instrument geschrieben haben – schön nachzulesen im Booklet der neuen CD, von der die gerade gehörten Aufnahmen stammen. Unbestreitbar ist natürlich der Einfluss von Antonio Vivaldi, er komponiert nicht nur für den Hof von Mantua, sondern später auch für das venezianische Ospedale della Pieta und dessen Schülerinnen Blockflötenmusik– allerdings in erster Linie Konzerte. Nur zwei Blockflötensonaten sind überliefert – die hat Sammartini wahrscheinlich nicht gekannt, denn sein Stil ist ganz anders, wirklich einzigartig – wie hier im Finalsatz seiner Sinfonia für Flöte und Basso continuo F-Dur.
[Musik: Sinfonia à Flauto solo, e Basso F-Dur - Allegro]
Noch einmal Flötenmusik von Giuseppe Sammartini: das finale Allegro aus seiner Sinfonia à Flauto solo e Basso F-Dur mit Andreas Böhlen, Blockflöte, Michael Hell, Cembalo, Daniel Rosin, Violoncello, und Pietro Prosser, Laute. Ein gut eingespieltes Quartett, das diese Musik voller Energie und Spielfreude präsentiert. Und das ist zunächst die erste Folge mit Sammartinis Werken für Blockflöte und Basso continuo, weitere sollen beim Label Aeolus folgen.
Zitiert aus: Alte Musik. Neue CDs. Vorgestellt von Bettina Winkler. Sendung vom 16.04.2020, SWR2.