Die Pfarrgemeinde San Ignacio de Loyola in San Sebastiáns Stadtteil Gros wurde bereits 1883 gegründet - neun Jahre vor der Grundsteinlegung der heutigen Pfarrkirche, die 1892 durch den Architekten José de Giocoa persönlich vorgenommen wurde. Die Einweihung der Kirche durch den Bischof von Vitoria, Don Ramón Fernández de Pierola, fand 1897 in Gegenwart von König Alfonso XIII, Königin María Cristina sowie der Infantinnen María de las Mercedes und María Teresa statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Kirche noch keinen Turm. Dieser konnte erst 1928, 31 Jahre später vollendet und eingeweiht werden.
Das äußerlich eher unscheinbare, im neogotischen Ogivalstil erbaute Gotteshaus enthält eine bemerkenswerte Ausstattung von kunsthistorischer Bedeutung. Dazu zählen die 1918 vollendeten Mosaiken im Chorraum von Maumejean, die Stationen aus dem Leben des heiligen Ignacio von Loyola beschreiben, zahlreiche Altäre, von denen insbesondere der Herz-Jesu-Altar von Mariano Benlliure im „Art Nouveau“ - Stil besondere Beachtung verdient, sowie die wertvolle 30-registrige Orgel von E.F. Walcker (Ludwigsburg) aus dem Jahre 1914.
Im Oktober 1913 hatte der Kirchenrat über eine Auftragsvergabe für einen Orgelneubau zu entscheiden. Zu den Firmen, die ihre Angebote eingereicht hatten, gehörten neben der Ludwigsburger Firma auch die Firmen Cavaillé-Coll aus Paris, Amézua aus San Sebastián, Eleizgara aus Azpeitia, Miguel Eguíbar aus Azpeitia, Lope Alberdi aus Barcelona, sowie Fernand Prince und Charles Mutin aus Paris. Die deutlichste Zustimmung fand der Entwurf der Firma Walcker.
Walcker lieferte sein Opus 1812 als ein 30-registriges Werk auf zwei Manualen (bei einem Manualumfang von 58 Tasten!) und Pedal (30 Tasten) im dreiteiligen neogotischen Prospekt. Die Disposition weist - verglichen mit dem damals verbreiteten Instrumententypus deutscher Herkunft - einige Besonderheiten auf. Insbesondere fällt der außergewöhnlich hohe Anteil von Zungenstimmen vor allem im zweiten Manual auf. Alle Zungenstimmen sind von außergewöhnlich hoher Klangqualität. Trotz deutscher Bauweise haben sie einen nahezu französischen Klangcharakter. Man kann vermuten, daß seitens der Auftraggeber ein Dispositionsentwurf vorgegeben war, der sich an dem Orgeltypus orientierte, den namhafte französische und von letzteren beeinflußte spanische Orgelbauer seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in der Region etabliert hatten. Die Konkurrenzentwürfe der Firmen aus dem benachbarten Frankreich und dem Baskenland dürften einen ähnlich hohen Zungestimmenanteil aufgewiesen haben, so daß die Firma Walcker mit ihrem Angebot vermutlich den anderen in nichts nachstehen wollte.
Die Anordnung der Pfeifen auf den Windladen ist diatonisch. Die Spieltraktur ist zwar mechanisch, jedoch findet unmittelbar an den Windladen eine Umsetzung auf Pneumatik statt (Windladen nach System Roosevelt). Das gesamte Werk ist geräumig und gut zugänglich. Es hat das 20. Jahrhundert unbeschadet und ohne Eingriffe überstanden, ist demgemäß völlig original erhalten. Ende des 20. Jahrhunderts auftretende Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen machten eine Restaurierung unumgänglich. Den Zuschlag für eine Restaurierung erhielt die Firma Romanus Seifert (Kevelaer), die die Arbeiten 2002 vollendete. Das Werk präsentiert sich seither als einzigartiges Zeitdokument von höchster Qualität.