×
Vier- bis sechsstimmige französische, deutsche und englische Vokalmusik aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, kombiniert mit Auszügen aus dem Buxheimer Orgelbuch, eingespielt auf der mutmaßlich ältesten Orgel der Welt...
Der Codex St. Emmeram ist eine um die Mitte des 15. Jahrhunderts von dem Regensburger Klosterschullehrer Hermann Pötzlinger zusammengetragene Sammlung von seinerzeit bedeutenden europäischen Musikstücken vorwiegend aus Frankreich, Deutschland und England und umfaßt 255 Werke. Er wurde im Regensburger Kloster St. Emmeram gehütet, woher er auch seinen Namen hat. Die Sammlung wird heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt und wurde vor kurzem als Faksimile gedruckt.
Das Regensburger Vokalensemble Stimmwerck mit dem Countertenor Franz Vizthum, den beiden Tenören Klaus Wenk und Gerhard Hölzle sowie dem Baß Marcus Schmidl hat sich dieser Sammlung angenommen und 22 Werke daraus aufgenommen. Für die fünf- oder sechsstimmigen Werke konnten die Sänger Christoph Hartkopf und Edzard Burchards hinzugewonnen werden. Wissenschaftlich begleitet wurde diese Produktion von den beiden britischen Musikwissenschaftlern Ian Rumbold und Peter Wright. Sie fand in der vorzüglichen Akusitk der Klosterkiche Windberg-Bogen (nahe Straubing) statt. Zudem spielt der bei Aeolus bereits bestens eingeführte niederländische Organist und Cembalist Léon Berben Auszüge aus dem Buxheimer Orgelbuch (die ebenfalls im Codex St. Emmeram auftauchen!) auf der gotischen Orgel der St. Andreaskirche in Ostönnen (bei Soest), die als eine der ältesten, vielleicht sogar als die älteste erhaltene Orgel der Welt überhaupt angesehen wird.
Der Codex St. Emmeram zeigt eine große stilistische Vielfalt der europäischen Musik, wirft aber auch ein interessantes Licht auf die damalige Aufführungspraxis. Mehrere Stücke weltlichen Ursprungs wurden von Pötzlinger mit geistlichen Texten unterlegt (Kontrafakta). Hörenswert ist auch der Titel "Presulem euphebeatum", in dem sogenanntes "Küchen-Latein" auftaucht. Wenn man genau hinhört, ist der Text nach einer Weile nur noch vordergründig lateinisch und da ist dann plötzlich, wenn man es "deutsch" hört von gebratenen Gänsen die Rede...
Das Booklet umfaßt 36 Seiten und enthält alle Liedtexte in mehreren Übersetzungen.
Eine wunderbare musikalische Reise in das Spätmittelalter und ein faszinierendes Klangdokument, das für Liebhaber des Surround-Sounds natürlich als SACD daherkommt.