Zweiter Streich
Auch Vol. 2 der Einspielung Bachscher Cembalokonzerte mit Aapo Häkkinen und dem Helsinki Baroque Orchestra begeistert durch ein kammermusikalisch feines Musizieren, das von der exquisiten Klangtechnik detailgenau vermittelt wird.
Die erste Folge der Einspielung von Johann Sebastian Bachs Cembalokonzerten mit Aapo Häkkinen und dem Helsinki Baroque Orchestra hat einen überaus positiven Eindruck hinterlassen. Vol. 2 bestätigt dies nun, mehr noch: Die Folgeeinspielung ist musikalisch und in Bezug auf den Ensembleklang noch ausgereifter und lässt den zweiten Streich somit zu einem Hochgenuss werden.
Die bereits im ersten Teil positiv hervorgetretenen Qualitäten zeigen sich auch hier. Da ist zum einen das gewählte Soloinstrument, ein Cembalo mit 16-Fuß-Register, wie es im mitteldeutschen Raum der Bach-Zeit eingesetzt wurde. Vor dem finnischen Cembalisten und Ensembleleiter Aapo Häkkinen wurde ein solches Instrument meines Wissens als Soloinstrument für Einspielungen der Bachschen Cembalokonzerte noch nicht eingesetzt. Neben dem mit jeweils einem Spieler (bzw. einer Spielerin) besetzten Streicherkorpus des Helsinki Baroque Orchestra ist die Ensembledisposition dadurch charakterisiert, dass als tiefstes Streichinstrument ein Cello zum Einsatz kommt, nicht aber ein Violone; als Continuo-Instrument fungiert ein Orgel-Positiv. Diese Klanggrundlage, die sich sich in der bloßen Beschreibung vielleicht etwas dünn ausnimmt, wird von den Musikern allerdings lebendig, griffig und – auch in der Balance der Stimmen – fein nuanciert gestaltet und von der famosen Klangtechnik in dynamischen Feinheiten und artikulatorischen Details minutiös vermittelt.
Wie auch Vol. 1 stellt Aapo Häkkinen neben die Konzerte für Cembalo und Orchester solistische Werke, in diesem Fall Johann Sebastian Bachs Fantasia c-Moll BWV 906, deren brodelnde Klangwucht durch die Besonderheiten des Cembalos wunderbar unterstützt wird, was zu einem gewaltigen Klangeindruck führt, sowie Wilhelm Friedemann Bachs Concerto in G-Dur (Fk 40) für Cembalo solo, in dem Aapo Häkkinen virtuos glänzt und die rauschende bis prasselnde, bis in tiefste Tiefen führende Klangentfaltung expressiv gestaltet.
Von den Bachschen Cembalokonzerten sind komplementär zur ersten Folge hier die Konzerte D-Dur BWV 1054, A-Dur BWV 1055 und F-Dur BWV 1057 (mit zwei zu den Streichen hinzutretenden Blockflöten) vertreten. Auch hier ist der Solist klanglich ins Ensemble relativ stark eingebunden, weil die solistische Gestaltung der Streicher Freiräume für Einzelstimmen schafft, die dann mit solistisch konturenscharfer Phrasierung modelliert werden und somit an Feinzeichnung und Selbständigkeit der Führung dem Solisten kaum nachstehen. Das führt zu einem im Gegensatz zu vielen anderen Aufnahmen mit größerer Instrumentalbesetzung zu dem Eindruck einer viel kammermusikalischeren, flexibleren Formung. Stets begegnet das Ensemble der Musik mit lebhafter affektiver Zeichnung, dabei ohne verhetzte Rasanz frische Tempi mit zielführender Phrasierung verbindend.
Einen vergleichsweise großen Unterschied gibt es allerdings zur ersten Folge: Während dort die Streicher mitunter zu einer etwas aggressiven Tongebung neigten, ist hier der Klang bei gleicher Beredtheit der musikalischen Zeichnung insgesamt etwas fließender und weicher. Das tut dem Ergebnis unbedingt gut und lässt diese zweite Folge der verdienstvollen Serie noch einige Nasenlängen vor der ersten über den Zielstrich jagen. Von exquisiter Qualität ist neben dem Klang der hybriden SACD zudem das mehrsprachige Beiheft, das über Instrumentenwahl, Stücke und Interpret hinreichend informiert.